Foto: Nico Schimmelpfennig
Foto: Nico Schimmelpfennig
Bitte unseres Bürgermeister Martin Wittig 1

Bitte unseres Bürgermeister Martin Wittig

Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger,

das Jahr 2021 hat nur noch wenige Tage, bevor es Geschichte wird. Es war geprägt von Auf und Ab, von Hoffnung und Enttäuschung und ja, wohl auch von Wut und Hilflosigkeit.
Wie wir uns in ein paar Jahren an diese Zeit erinnern werden, weiß ich natürlich

nicht. Ich hoffe aber, dass es nicht bei vielen das Jahr sein wird, in dem sich Freunde, Gemeinschaften, ganze Familien entzweit haben. Derzeit scheint kaum eine Meinung zu existieren, die konsensfähig wäre, zu nahezu jeder Äußerung kann offenbar auch eine Gegenposition aufgebaut werden.
Oft scheinen dies Positionen zu sein, die ohnehin kaum jemand von uns tatsächlich in Breite und Länge sinnvoll nachprüfen kann, in keine Richtung. Wenn wir nicht besser darin werden – und da nehme ich mich nicht aus- auch andere Meinungen einfach auch einmal auszuhalten, sondern stattdessen zulassen, dass Fronten sich aufbauen und verhärten, wenn Familienmitglieder, Nachbarn und Arbeitskollegen nicht mehr miteinander reden, dann fürchte ich das dieses Jahr, mit einigem Abstand gesehen, als der negative Wendepunkt in sozialer Hinsicht im Gedächtnis bleiben und möglicherweise irreparabel sein wird.
Vergessen wir nicht, dass Wahrheit kein singulärer Begriff ist, niemand hat sie für sich gepachtet und seinem Gegenüber als Mensch wenigstens respektvoll zuzuhören, halte ich eher nicht für das Schlechteste.
Konrad Adenauer hat gesagt: „Nehmen Sie die Menschen, wie sie sind, andere gibt’s nicht.“ Mehr gibt es dazu aus meiner Sicht nicht zu sagen.

Zum Schluss dieser Zeilen, die zwar nicht besonders weihnachtlich sind, aber mir sehr wichtig waren und von denen ich nur hoffen kann, dass sie ein wenig zum Nachdenken anregen, möchte ich gern die Aufmerksamkeit auf eine Gegend in Deutschland lenken, die aus der öffentlichen Berichterstattung derzeit fast herausfällt.
Frau Gläßer aus unserer Touristinformation hält, initiiert durch einen Seiffener Schwibbogen, Kontakt mit Frau Kellermann-Baum aus dem Ahrtal.
Frau Gläßer hatte im Zuge des Schriftwechsels nach ihrem persönlichen Befinden gefragt, hier ist die Antwort, die wir mit freundlicher Erlaubnis von Frau Kellermann- Baum hier abdrucken dürfen:


„Liebe Frau Gläßer,

Es ist lieb, dass Sie nachfragen, ja, zum Glück ist unsere Wohnung nicht zerstört. Wir wohnen in einem 12 Familien Haus direkt an der Ahr. Die Keller und Parterrewohnungen sind komplett zerstört. Wir wohnen in der 4. Etage, konnten in der Flutnacht und die Tage danach die Bewohner bei uns aufnehmen. Z.Zt. wohnen 4 Familien hier, da es noch keine Heizung gibt, kein WLan, kein Festnetz, keine Klingel, kein Flurlicht, keine Waschmaschinen.

Aber wir sind dankbar, dass wir leben und behelfen uns. Im ganzen Ahrtal, 40 km lang, gibt es keinen Ort, der heil geblieben ist. Alle Schulen, Kindergärten, Geschäfte und Hotels sind zerstört, es sei, sie lagen am Berg. Es heißt, viel zu organisieren und kreativ zu sein.
Die meisten Menschen, Kinder wie Erwachsene sind traumatisiert. Darum ist es besonders schön, dass in der Adventszeit nun der Schwibbogen leuchtet und ein Stück Hoffnung gibt.

Die meisten Menschen haben keinen Keller mehr, wo sie die Weihnachtssachen aufgehoben haben.

Die Flutwelle, ca. 10 m hoch, 1 km breit und 40 km lang kam ohne Vorwarnung bei Nacht, man konnte nichts mehr retten, viele haben alles verloren.

Nochmals vielen lieben Dank. Ich wünsche Ihnen eine schöne Advents- und Weihnachtszeit,

mit lieben Grüßen

Marlene Kellermann-Baum“

Diese Zeilen waren Grundlage für die spontane Idee, nicht nur den einen Schwibbogen für diese schwer leidgeprüften Menschen leuchten zu lassen. Ich bitte daher alle, die etwas von ihrem Weihnachtsschmuck entbehren können, sei es auch noch so klein, dies bis zum 06.12. im Rathaus oder der Touristinfo abzugeben. Wir würden dann dafür sorgen, dass die Sachen bei Frau Kellermann ankommen und schnell verteilt werden können und wir werden an dieser Stelle darüber berichten.

Mit dieser Bitte wünsche ich uns allen, auch im Namen der Damen und Herren Gemeinderäte und meiner Kolleginnen und Kollegen aus der Verwaltung, ein gesegnetes und friedliches Weihnachtsfest bei bester Gesundheit, verbunden mit dem herzlichen

Dank an alle, die sich auch in diesem Jahr wieder beruflich, aber insbesondere auch ehrenamtlich, für unsere Gemeinde eingesetzt haben.

Ich wünsche allen einen schönen Jahreswechsel und genügend Kraft, dass wir den Herausforderungen, die 2022 wohl mit sich bringen mag, mit Mut und Anstand begegnen und über allen Sorgen nicht den Blick für unsere Mitmenschen verlieren.


Glück Auf!

Ihr/ Euer Bürgermeister

Martin


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